Thursday, August 26, 2010

DER FLIEGENDE REISEPASS

Dienstag, 24.8.2010: Tok nach Kanada (ca. 320 km)
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Manchmal passieren einem Dinge im Leben, mit denen man nicht gerechnet hat. Und manchmal passieren einem Dinge, die man sich in seinen kühnsten Träumen nicht vorstellen hat können - und sie passieren doch.

SOMETIMES SHIT HAPPENED

Bevor ich über den fliegenden Reisepass berichte, möchte ich noch mit Gestern beginnen. Ich war gestern den ganzen Tag in einem Restaurant in TOK, um den Tag irgendwie rum zu bekommen, meine Blogs zu schreiben und die weitere Planung der Reise zu verfeinern. Der Schlafsack, den ich mir zugelegt habe ist spitze. Kaum das ich mich reinkuschle, ist es auch schon warm.


Zusätzlich habe ich mir die Guerilla Bekleidung angelegt.


Die vorherige Nacht war ja ein Horror für mich. Das Fieber ist zurückgegangen, ich habe jedoch einen ordenlichen Schnupfen und Kopfschmerzen.

Für heute ist die Etappe von Tok nach Dawson City, der Goldgräberstadt in den Bergen Kanadas geplant. Vor 2 Wochen hat es jedoch so starke Regenfälle gegeben, dass ganze Strassenteile weggerissen wurden.


Für heute sind 2 begleitete Autokonvoys vom Ort CHICKEN geplant. Einer um 08:00 Uhr und einer um 12:00. Geschwächt, wie ich war, habe ich den ersten Termin voll verschlafen und bin erst um 07:00 Uhr munter geworden. Ich hab dann noch etwas geschlafen umd bin um 09:30 nach Chicken (ca. 170 km Entfernung) aufgebrochen, um zumindest den 2. Konvoi rechtzeitig zu erreichen.

Die abwechselnden Asphalt- und Schotterstrassen schraubten sich immer höher in die hügelige Berglandschaft. Auf Tafeln wurde darauf hingewiesen, dass maximal 1 Karibu Bulle pro Tag geschossen werden darf. Ich hoffe die schiessen nicht auf Motorräder.


Und dann war er wieder da, der verbrannte Wald. So weit mein Auge reichte, sah ich nur verbrannte Wälder. Hier musste die Feuersbrunst ordentlich gewütet haben. Ein erschreckender Anblick.


Zwischendurch fing es (wieder einmal) zu regnen an und ich musste mich wieder in die Regenkluft schmeissen.


Um 11 Uhr 30 war ich dann endlich in Chicken, einem kleinen Goldgräbernest. Ich genehmigte mir 2 schnelle, heisse Cafe um wieder auf Temperatur zu kommen.


Das waren übrigens die einzigen CHICKEN, die ich in CHICKEN gesehen habe.


Punkt 12:00 Uhr stand ich ganz vorne in der Schlange, aber es passierte nichts. Erst über eine Stunde später sollte es losgehen, nachdem der Konvoi von der anderen Seite kommend mit ordentlicher Verspätung angekommen war.


Und dann ging es im Schneckentempo los. Zirka 45 Fahrzeuge schraubten sich die Schotterstrassen in die Berge hinauf. In unserem Abschnitt des Taylor Highways gab es alleine 8 Strassenwegspülungen, an deren Behebung noch eifrig gearbeitet wurde. Der weitere Verlauf des Taylor Highways nach Süden war noch komplett gesperrt.

Es staubte furchtbar und zug sich endlos hin. Nach über 3 Stunden war der Konvoi am Ziel, knapp vor der kanadischen Grenze. Voll Begeisterung gab ich Gas und jagte die KTM über die Piste - hinter mir eine riesige Staubwolke. Und dann tauchte auch schon die kanadische Grenze auf.


Nach der Passkontrolle und Einreise nach Kanada begann der TOP OF THE WORLD HIGHWAY. Ein gelungener Name, denn man fährt knapp unter den Berggipfeln von Berg zu Berg auf fast einer Ebene, rings herum nur Wälder und Berge.


Und dann passierte es. Zwischen den beiden Tankeinfüllstutzen habe ich ein versperrbares Facherl, in welches ich den Reisepass und die Motorradpapierer mit Führerschein nach der Passkontrolle gegeben hatte. Plötzlich öffnete sich dieses Facherl und dier Sachen fielen bei voller Fahrt, die Hügel bergab fahrend heraus. Das schwarze Fahrzeugetui konnte es mit meinem Knie gerade noch festhalten.


Als ich endlich stand, bemerkte ich, das der Reisepass weg war. NA SUPER...

Ich stieg ab und kontrollierte und durchsuchte alles, der Reisepass war weg. Ich fuhr zurück und suchte alles auf der Strasse ab - nichts.

DAS DARF DOCH NICHT WAHR SEIN!!!

Ich stelle das Motorrad ab und ging die eine Strassenseite zu Fuss ab, dann die andere, dann untersuchte ich die Böschung und ging diese jeweils ein Stückchen tiefer 4 Mal ab. Dann die andere Seite - NICHTS - der Reisepass war weg. Ich schicke ein Stossgebet nach oben, aber ich finde ihn nicht.


Vielleicht ist er schon vorher aus dem Facherl geflogen. Ich fahre zuerst eine weitere Strecke mit der KTM ab und suche die letzten ca. 2 Kilometer ab, dann noch einmal zu Fuss. Die eine Böschung ist total steil, da geht es fast 300 Meter senkrecht runter - soviel ist mir der Pass auch nicht wert, um mein Leben dafür zu riskieren.

In der Zwischenzeit sind alle Autos des Konvois nach Kanada eingereist und an mir vorbeigerauscht. Vielleicht ist er durch den Fahrtwind weiter die Böschung hinabgeflogen. Keine Chance ihn da jemals wieder zu finden.


SOMETIMES SHIT HAPPENED

Tja und damit endet mein Blog über meine 17-tägige Alaskareise.

Ob ich deshalb jetzt in Kanada bleiben muss? Ob ich überhaupt in Dawson City angekommen bin? Ja, und wie meine Motorradreise überhaupt weitergeht? Das erfahrt ihr in meinem nächsten Blog. Zuvor mache ich jedoch noch eine Zusammenfassung und Bewertung über meine Tage in Alaska.

Ich geh mich jetzt mit heissem Tee betrinken.
Gute Nacht Österreich! Prost Josua!